COLEO

Gemeinschaft für Coleopterologie e. V.


COLEO

24


2024

ISSN 1616-3281


Über den Befall der Hülsenfrüchte einiger städtischer Gleditschien-Bäume in Bielefeld durch Megabruchidius dorsalis (Coleoptera, Chrysomelidae, Bruchinae)


Klaus Renner, Bielefeld

Eingegangen: 01. 01. 2024
Im WWW publiziert am: 05. 01. 2024


Abstract

In the city of Bielefeld some fruits of planted trees (Gleditsia spec.) were collected on November 2., 2023. On the same day already the first specimens of Megabruchidius dorsalis appeared.

Key words
Westphalia, Coleoptera, Bruchinae


Einleitung

Am 2. November 2023 wurden in der Innenstadt von Bielefeld 15 am Boden liegende Hülsen von dort angepflanzten Gleditschien-Bäumen eingesammelt und bei Zimmertemperatur gelagert. Schon am gleichen Tag erschienen etliche Exemplare von Megabruchidius dorsalis (Determination nach LOMPE, 2016).
Der Erstnachweis dieser asiatischen Art für Deutschland erfolgte in Mannheim 2012 (RHEINHEIMER 2014). Nach den Funden in etlichen Bundesländern (siehe BLEICH et al. 2018) berichten REINHARDT, GLOYNA & HOFRICHTER 2020 über Funde und Zucht der Käfer in Dresden. Von im November 2018 und März 2019 eingesammelten Hülsen ermittelten sie Länge der Hülsen, Anzahl der Schlupflöcher und Käfer sowie durch Zucht vom Ei bis zum Käfer auch die Entwicklungsdauer (REINHARDT et al. 2020).


Befunde

Nach Erscheinen von 14 Exemplaren in den ersten zwei Tagen wurde die Schlüpfrate der Käfer nachfolgend geringer, Mitte November waren es insgesamt 30, davon 7 Männchen. Sie sind durch kleinere schwarze Flecken auf dem Pygidium sowie durch dessen rundlichere Form zu erkennen, während dieses bei den Weibchen mehr dreieckig gestaltet ist (siehe Fotos). Am 24.11. wurde eine mehrstündige Wässerung der inzwischen recht trockenen Hülsen vorgenommen. Danach erschienen in den folgenden 3 Wochen allerdings lediglich 5 weitere Exemplare. Erst durch eine solche Wässerung erfolgte nämlich ein Jahr zuvor bei der Zucht von Bruchidius siliquastri aus den Hülsen eines Judasbaumes (Cercis spec.) das Schlüpfen der meisten Käfer. Mitte Dezember wurden die Gleditschien-Hülsen untersucht, geöffnet und die jeweilige Anzahl ausgefressener und heiler Samen bestimmt. Die Schlüpffolge der Megabruchidius sowie die auffallend hohe Befallsdichte in den Hülsen werden in den beiden Tabellen (siehe unten) dargestellt.


 

Megabruchidius 2
Megabruchidius 2
Megabruchidius 1
Megabruchidius 1

Abbildung 1: Megabruchidius dorsalis, links Männchen, rechts Weibchen



Tabelle 1: Schlüpfraten der  Megabruchidius dorsalis


Zeitraum

n Tage

n Männchen

n Weibchen

Käfer pro Tag

1

2. - 3.11

2

2

12

7

2

4. - 7.11

4

3

7

2,5

3

8. - 15.11

8

2

3

0,6

4

16. - 23.11

8

2

1

0,4

5

24.11 - 17.12

24

3

2

0,2

Summe


46

12

25




Tabelle 2: Untersuchung der Gleditschien-Hülsen


Hülsenlänge (cm)

n Schlupflöcher

Anzahl Samen

n zerstörte Samen

Samen mit Larve

1

37

8

8

8


2

31

12

14

13

1

3

30

14

14

14


4

30

10

11

10


5

29

5

9

9

3

6

25

0

9

0


7

24

5

9

6


8

24

3

4

4

1

9

22

2

7

3


10

22

7

10

8


11

20

2

2

2


12

17

2

7

2


13

16

3

4

4


14

16

0

1

0


15

15

0

1

0


Summe

358

73

110

83

5


Diskussion

Am 2.11. lagen am Fundort nur wenige Hülsen auf dem Boden, sehr viel mehr hingen aber noch in den Bäumen. Die meisten Käfer waren offensichtlich in den Hülsen voll entwickelt, erschienen in den nächsten 5 Tagen und hätten vermutlich ohne den Eingriff des Autors in den Hülsen am Boden überwintert. Andererseits zeigt die Anzahl von ausreichend weiten Schlupflöchern und ausgefressenen Samen, dass schon vor November etwa die Hälfte der Käfer aus den Hülsen entwichen sein musste. Beim Öffnen der Hülsen Mitte Dezember zeigten sich außerdem 5 lebende Larven in ihren Samen. REINHARDT et al. 2020 hatten ebenfalls überwinternde Larven gefunden. Trotz der hohen Befallsdichte durch die Samenkäfer in den Hülsen hatten sie an den Bäumen selbst keine Beeinträchtigungen festgestellt.

Literatur

BLEICH, O., GÜRLICH, S., KÖHLER, F. (2018):  Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. Online auf www.coleoweb.de (Stand November 2023).

LOMPE, A. (2016): Gattung Megabruchidius Borowiec, 1984. Online auf www.coleonet.de

REINHARDT, K., GLOYNA, K. , HOFRICHTER, M. (2020): Nachweise und Ökologie des Asiatischen Gleditschien-Samenkäfers Megabruchidius dorsalis (Fahraeus, 1839) in Sachsen (Coleoptera, Chrysomelidae, Bruchinae). - Entomologische Nachrichten und Berichte 64: 149-158.

RHEINHEIMER, J. (2014):  Megabruchidius tonkineus neu für Baden-Württemberg und  M. dorsalis neu für Deutschland (Coleoptera, Bruchidae). - Mitteilungen des entomologischen Vereins Stuttgart 49: 61-64

Autor
Dr. Klaus Renner, Bielefeld