COLEO

Gemeinschaft für Coleopterologie e. V.

Coleo

21

10-15

2020

ISSN 1616-3281


Nachweis des Stutzkäfers Hister helluo TRUQUI, 1852 in der Naturwaldzelle „Hellerberg“(Westfalen) (Coleoptera, Histeridae)

Von Hans-Joachim Grunwald, Arnsberg

Eingegangen: 05.10.2020

Publiziert im Web: 06.11.2020

Abstract

With the find of a small series in June 2020, the occurrence of Hister helluo TRUQUI, 1852 has been verified to occur in the “Naturwaldzelle Hellerberg“ in the forest of Arnsberg (Westfalia). This is the first record of this Histeridae species for the southern mountainous region of Westfalia (Süderbergland).

Zusammenfassung

Hister helluo TRUQUI, 1852 konnte im Juni 2020 in der Naturwaldzelle Hellerberg“ im Arnsberger Wald (Westfalen) in einer kleinen Serie nachgewiesen werden. Damit ist der Erstnachweis dieses seltenen Histeriden für das Süderbergland erbracht.


Die Naturwaldzelle „Hellerberg“ im Arnsberger Wald (Westfalen) wird von Coleo seit etlichen Jahren bezüglich der Käfer- und Wanzenfauna untersucht. Zu diesem Zweck war der Verfasser bei strahlendem Sonnenschein am Nachmittag des 13.06.2020 vor Ort. Auf den Blättern der Erlen im Bereich des Teufelssiepen waren starke Fraßspuren der Larven des Erlenblattkäfer Agelastica alni zu sehen. Auf einigen Blättern befanden sich auch größere Ansammlungen der Larven, die das Grün bis auf die Blattrippen abgefressen hatten (Abb. 1). Des Weiteren waren etliche Imagines des Käfers zu sehen, einige bei der Paarung (Abb. 2)


Abbildung 1: Agelastica-Larven beim Fraß

 

Abbildung 2: Agelastica alni bei der Paarung (Foto Grunwald)


Beim Abklopfen einiger Äste einer 3-4 m hohen Erle mit besonders zerfressenen Blättern „regnete“ plötzlich neben Larven und den blauen Blattkäfern eine Serie von 8 größeren Histeriden in die Fangschüssel. Es gelang, sieben Exemplare dieses Überraschungsfundes einzusammeln. Beim vorsichtigen Betrachten der ersten Exemplare im Fangglas regte sich die Hoffnung, möglicherweise Hister helluo gefunden zu haben – die Fangumstände sprachen zumindest dafür. An anderen Erlen erbrachte die Suche keinen weiteren Histeriden. Bei einer Nachsuche drei Tage später konnten zwei weitere Exemplare nachgewiesen werden.


Abbildung 3: Hister helluo auf Erlenblatt

Die Bestimmung der Exemplare erfolgte nach der Tabelle von WITZGALL (1971): Der Subhumeralstreifen ist stark verkürzt und nur hinten ausgebildet. Der Halsschild ist innen neben dem inneren Seitenstreifen deutlich punktiert. Der schwarze Käfer hat 4 Rückenstreifen und rote Fühlerkeulen, seine Länge ist knapp 5 mm. Alle Merkmale stimmten überein (vgl. Abb. 3). Damit stand für den Verfasser fest, tatsächlich Hister helluo gefunden zu haben.

Da kein Vergleichsmaterial vorhanden war, hat der Verfasser unseren Vereinskollegen Dr. Klaus Renner um Überprüfung der Bestimmung von zwei Exemplaren gebeten. Dieser hat die Bestimmung bestätigt.

Abbildung 4: Hister helluo beim Fressen

Abbildung 5: Hister helluo auf Jagd nach weiteren Larven

 

 

Nach WITZGALL (1971) handelt es sich bei diesem Histeriden, der die Larven des Blattkäfers Agelastica alni verfolgt, um eine seltene Art (siehe Abb. 4 und Abb. 5). Nach ERBELING und SCHULZE (1988) ist der Käfer in ganz Europa bis zum westlichen Russland verbreitet, in Deutschland im ganzen Gebiet, aber sehr selten. Die beiden Autoren verzeichnen für Westfalen Funde nur im Tiefland (WTL) und im Unteren Weserbergland (UWB). Im WTL sind dies Münster (Westhoff 1881) und Bielefeld-Sennestadt: Evessell-Bruch (mehrfach Renner 1979, 1980). Im UWB sind dies Nettelstedt (Blech 1974), Porta: Nammener Wald (Jankowski 1978), Veltheim (Borcherding 1984), Bielefeld (Renner 1978) und Milse (Hachmeister 1974). Eine Nachfrage Anfang Juli 2020 bei Dr. Erbeling hat ergeben, dass diesem bislang keine Funde aus dem Süderbergland mitgeteilt wurden oder sonst bekannt geworden sind. Dies entspricht auch dem Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands (www.coleokat.de) mit dem Stand 16.06.2020.

Damit wurde eine weitere bemerkenswerte Art für diese sauerländische Naturwaldzelle nachgewiesen und eine Lücke in der Verbreitung des Käfers im südlichen Westfalen (Süderbergland) geschlossen. 

Mein Dank gilt den Vereinskollegen Marcel Mühlfeit, Göttingen, für die Anregung zu dieser Mitteilung und Dr. Klaus Renner, Bielefeld, für die Überprüfung der Bestimmung, sowie Dr. Ludwig Erbeling für die umgehende Auskunftserteilung.

Mein besonderer Dank gilt Frau Dorothe Domke, Arnsberg, die an mehreren Tagen die beeindruckenden Fotos des Histeriden gemacht hat, die in dieser Arbeit verwendet wurden.


Literatur

ERBELING, L. und SCHULZE, W. (1988) – Coleoptera Westfalica: Familia Histeridae und Familia Sphaeritidae, Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 50. Jahrgang, Heft 4: 29-84, S.58

WESTHOFF, Fr. (1881) – Die Käfer Westfalens: Supplement zu den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westfalens, 38.Jahrgang, 4.Folge: 8.Jahrgang, S.113, Bonn, Max Cohen & Sohn

WITZGALL, K. in: FREUDE, HARDE, LOHSE (1971), Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 3, S. 186, Krefeld, Goecke & Evers, 365 pp.

 

Anschrift des Verfasser

Hans-Joachim Grunwald, Arnsberg, E-Mail:  Michaela-Grunwald@t-online.de